– Bitte hasse uns nicht … dieses Kind trägt das Blut unserer Familie in sich.
Mein Körper erstarrte. Die Ausreden meines Mannes, seine seltsamen Reisen, ihre Ausflüchte … alles zerbrach in meinem Kopf.
Könnte es sein … dass mein Mann ein Kind außerhalb unserer Ehe gezeugt hat?
Ich sank auf einen Stuhl, den Blick starr auf das Baby gerichtet. Seine Stirn, seine Augen – die Ähnlichkeit war unverkennbar. Mir schnürte es die Kehle zu, als meine Schwiegermutter das Kind mit zitternden Armen hielt.
„Mama … was ist los?“, fragte ich eindringlich. Tränen traten ihr in die Augen, als sie gestand:
„Dieses Kind … gehört John. Wir wollten es nicht ewig verheimlichen, aber sein Vater sagte: ‚Wartet auf den richtigen Zeitpunkt.‘ Wir hätten nie gedacht, dass du so plötzlich auftauchen würdest …“
Meine Welt brach zusammen. Seine Reisen, seine Ausreden … alles nur eine Fassade für diese schreckliche Wahrheit.
„Und die Mutter des Babys?“, fragte ich mit zitternder Stimme. Sie senkte den Blick:
„Sie hat das Baby ausgesetzt und ist verschwunden … Der arme John hat ganz allein gekämpft, also …“ Sie konnte nicht ausreden, da öffnete sich das Tor knarrend. Vertraute Schritte hallten wider. Mein Mann kam herein, den Koffer in der Hand, sein Gesicht erbleichte, als er mich bemerkte.
„Was machst du hier?“, stammelte er, sein Gesichtsausdruck veränderte sich, als sein Blick auf das Baby in den Armen seiner Mutter fiel.
Ich sprang auf, voller Wut:
– Deine sogenannte „Geschäftsreise nach England“ … war das nur ein Vorwand, um dich heimlich um deinen unehelichen Sohn zu kümmern?
Die Stimmung im Raum wurde stickig. Meine Schwiegermutter umklammerte das Baby, mein Schwiegervater erstarrte an der Tür, während meinem Mann Schweißperlen auf der Stirn standen.
Ich trat vor und rief fast:
– Gib es zu! Dieses Kind ist deins, nicht wahr?!
Fortsetzung auf der nächsten Seite:
Nach langem Schweigen nickte er endlich.
Mein Herz zersprang. All meine Liebe, mein Vertrauen, all meine Opfer – zu Asche verbrannt.
Ein bitteres Lachen entfuhr mir:
– All die Jahre war ich also nur eine Marionette, während du ein Doppelleben geführt hast – mein Ehemann, Vater eines anderen Kindes.
Er stürzte auf mich zu und packte verzweifelt meine Hand:
– Bitte, hör mir zu, es ist nicht so, wie du denkst … Ich wollte es dir sagen, aber …
Ich riss meine Hand weg, meine Augen funkelten:
– Nicht so, wie ich denke?! Was denn dann? Ist dieses Baby vom Himmel gefallen?
Die Stille war unerträglich. Meine Schwiegermutter wollte etwas sagen, aber ich hob beschwichtigend die Hand. Ich brauchte die Wahrheit direkt von ihm.
– Wie lange wolltest du mir das verheimlichen? Bis das Baby mich „Tante“ nennt? Oder bis ich keine Kinder mehr bekommen kann und du das als Ausrede benutzt hast, mich loszuwerden? Er senkte schweigend den Kopf. Dieses Schweigen war das grausamste Geständnis von allen.
Ich holte tief Luft, meine Stimme ruhig und entschlossen:
– Gut. Du hast einen Sohn, aber ich habe immer noch meine Würde. Lass dich scheiden. Ich weigere mich, als die bemitleidenswerte Ehefrau zu leben, die alle bemitleiden.
Er geriet in Panik:
— Nein! Ich habe mich geirrt, aber denk an unsere Familie, meine Eltern …
Ich sah ihn eisig an:
— Derjenige, der nie an diese Familie gedacht hat … warst du.
Damit drehte ich mich um und ging, das Schreien des Babys, die verzweifelten Bitten meines Mannes und das Schluchzen meiner Schwiegermutter zurücklassend.
Aber ich hielt nicht an. Nur ein Gedanke brannte in meinem Kopf: Ich werde neu anfangen, und nie wieder mit ihm.
