Seine Antwort wirkte wie ein Schwur:
„Dann schaue ich bis zum Morgen weiter.“
Und in eben dieser Dunkelheit enthüllte er ein weiteres Geheimnis.
Er war krank. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit.
„Ich wollte dich nicht allein lassen“, sagte er, „in diesem Haus… in dieser Welt.“
Meine Augen füllten sich mit Tränen.
„Du hast mich also gekauft?“
Er schüttelte den Kopf.
„Nein. Ich habe dir vertraut – auch meine größte Angst.“
Danach geschah etwas Seltsames. Angst wurde zur Routine. Routine wurde zu einer Art Sicherheit.
Und dann brach er zusammen.
Am nächsten Morgen war kein Stuhl da, keine Schritte, keine wachsame Stille. Nur Sirenen und das Krankenhaus.
Die weißen Wände wirkten wie ein Gefängnis. Das Piepen der Maschine, der Geruch von Medikamenten, die hastigen Schritte – all das verstärkte meine Angst. Er lag bewusstlos da, älter und abgekämpfter, als ich ihn je gesehen hatte.
Ein Arzt nahm mich beiseite.
„Sein Zustand ist kritisch“, sagte sie. „Herz und Verstand. Was bedeuten Sie ihm?“
Ich zögerte – und in diesem Zögern wurde mir klar, dass diese Ehe nicht länger nur „auf dem Papier“ bestand.
Ich antwortete ruhig:
„Ich bin seine Frau.“
Er blieb drei Tage lang bewusstlos. Am vierten Tag bewegten sich seine Finger. Seine Augen öffneten sich.
Das Erste, was er fragte – so leise, dass es mir das Herz brach – war:
„Hast du geschlafen?“
Mir traten die Tränen in die Augen.
„Nein“, sagte ich. „Jetzt bin ich an der Reihe zuzusehen.“
