Ich öffnete den Umschlag.
Und dann veränderte sich meine Welt.
Im Umschlag befand sich kein Geld. Auch keine offiziellen Dokumente oder gefühlvolle Briefe, wie sie sich erwachsene Waisen ausmalen, die noch immer hoffen, eines Tages geliebt zu werden. Es war ein Schlüssel. Ein einzelner, schwerer Metallschlüssel mit einer eingravierten Nummer: B47.
„Was ist das?“, fragte ich.
Edward holte tief Luft, wie jemand, der sich auf ein lange aufgeschobenes Gespräch vorbereitet.
„Dein Vater besaß einen Lagerraum in einem alten Gebäude im Stadtteil Salamanca. Er bat mich, ihn dir zu geben, da ich dachte, du würdest ihn dringender denn je brauchen. Und heute… hattest du diesen Blick.“
Ich wollte streiten. Ich wollte ihm sagen, dass ich nichts von einem Mann brauchte, der mir immer sagte, ich sei „zu empfindlich“, „nicht gut genug“, „müsste lernen, auf eigenen Beinen zu stehen“. Aber ein Teil von mir – der müde, gebrochene Teil, gedemütigt von meinen eigenen Kindern – nahm den Schlüssel an.
Am nächsten Tag ging ich zu dem Gebäude. Es war ein imposantes Steingebäude, außen renoviert, aber innen alt, als stamme es aus einer anderen Zeit. Der Aufzug knarrte. Im Flur roch es nach Rost.
Lagerraum B47 befand sich am anderen Ende. Ich steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Er drehte sich mit einem leisen, fast vertrauten Klicken.
Drinnen war kein Staub. Keine Stapel von Kisten. Keine alten Möbel eines Mannes, der nie lange genug gelebt hatte, um sie anzuhäufen. Da waren Aktenschränke. Dutzende von Aktenschränken, penibel ordentlich angeordnet.
